Rundbrief 8

1. Oktober 2018

Liebe Mitglieder und Unterstützer des Vereins „Imker für Imker in Äthiopien“,
heute möchten wir Sie kurz über die Entwicklungen der von Ihnen unterstützen Imkerinnen an den verschiedenen Standorten in Äthiopien informieren. Es hat in diesem Jahr doch einige recht erfreuliche Entwicklungen gegeben, an mehreren Standorten kam neuer Schwung in die Projekte, an einem Standort gibt es leider aufgrund einer Erkrankung einer der Frauen größere Sorgen als die Imkerei.

Der Standort Bahir Dar wurde vor kurzem von einem Mitarbeiter des „Ethiopian Apiculture Board“ (EAB) besucht. Die Imkerin Mastewal hat sechs z.T. relativ starke Völker und in diesem Jahr 104 kg Honig geerntet. Die Umgebung zeichnet sich durch eine große Vielfalt an Pflanzen aus, die Nektar liefern. Mastewal baut weiterhin an ihrem Bienenstand Gemüse an, das sie auf dem Markt verkauft. Hilfe erfährt sie durch ihren Vater. Es ist angedacht, dass die junge Frau zusätzliche Unterstützung von einem lokalen Imker erhält, damit sie ihre Bienenhaltung ausbauen und ihr Wissen erweitern kann. Die hierfür nötigen administrativen Schritte wurden von den Mitarbeitern des EAB eingeleitet. Mastewal wurde vom EAB zur Teilnahme am APIMONDIA-Symposium eingeladen. Sie möchte gerne perspektivisch ein Geschäft eröffnen, in dem sie Honig und Wachs verkaufen will. Von der Imkerei alleine kann eine Person in Äthiopien hiervon wohl noch nicht leben; zur Vervielfältigung des Einkommens eignet sich die Imkerei jedoch gut.

In Nekempte, wo unser Vereinsmitglied Erich Töpfer vor einigen Jahren die Frauen im Bau von Beuten angelernt hat, scheint wieder etwas neuer Schwung in die Imkerei zu kommen. Auch dieser Standort wurde vor kurzem von dem Mitarbeiter des EAB besucht. Gemeinsam mit ihm haben die Frauen drei der vier starken und zwei schwachen Völker durchgesehen, von zwei auf eine Zarge verkleinert und die Beuten gesäubert. Die Frauen wurden aufgefordert, diese Arbeitsschritte auch bei den anderen Völkern durchzuführen. Bei dem Besuch wurde deutlich, dass die Frauen zu unregelmäßig an den Bienen sind (z.B. schlecht gepflegtes Gelände und Material) und über nicht hinreichende Kenntnisse der Imkerei verfügen. Es wurde jedoch auch deutlich, dass der Standort für die Frauen schlecht zu erreichen und während der Nacht, wenn die Frauen an den recht aggressiven Bienen arbeiten, auch zu unsicher ist. Insbesondere eine der Frauen, Obse, möchte die Imkerei jedoch fortführen. Es wird nun geschaut, ob einerseits ein anderer Standort gefunden werden kann, der für die Frauen besser zu erreichen und sicherer ist und andererseits eine Kooperation mit einem anderen Imker zustande kommen kann, um Kosten auf mehrere Personen umzulegen und evtl. auch einen Wissensaustausch zu ermöglichen. Die Frauen überlegen weiterhin, einen Raum in Nekempte anzumieten, in dem die Werkstatt zum Bau der Beuten eingerichtet werden kann. Die Frauen haben mit Unterstützung einer Tischlerei im Auftrag der GIZ bereits 130 Beuten gebaut; hierbei kam es jedoch zu einigen Unstimmigkeiten mit Jürgen Greiling, der ihnen den Auftrag vermittelt hat. Möglich ist, dass die Frauen mit dem Auftrag überfordert waren. Inzwischen möchten die Frauen den Bau der Beuten wieder aufgreifen. Um Unterstützung von Jürgen Greiling zu erhalten (z.B. Aushändigung von Maschinen), hat er die Frauen aufgefordert einen Business Plan zu erstellen. Die Bienenhaltung an diesem Standort scheint also doch weiterzugehen.

Auch der Standort Wukro, der von unserem Partnerverein der Altfredeburger betreut wird, wurde vor kurzem von einem Mitarbeiter des EAB besucht. An dem Standort werden die Frauen von zwei erfahrenen Imkern betreut. Die Imkerei wird aktuell ausgebaut; die Frauen kaufen hierfür sowohl Beuten als auch Völker. Geplant ist ebenfalls die Herstellung von Mittelwänden. Die Frauen haben hierfür bereits Wachs besorgt. Die Frauen bemühen sich, die Einzäunung des Standorts und die Räumlichkeiten, in denen sie die Materialien lagern, zu verbessern. Die Imkerin, die die Kooperative leitet, Tsega, wurde ebenfalls zum APIMONDIA-Symposium eingeladen.

Am Standort Sebata haben sich die jungen Frauen mit den anderen Pächtern der Gartenschule, wo ihre Bienen standen, überworfen. Eine der Frauen hat eine Familie gegründet und geht aktuell nicht der Imkerei nach. Die andere junge Frau ist schwer erkrankt. Sie hat Brustkrebs, was in Äthiopien eine äußerst schlimme Diagnose ist. Wir gehen momentan davon aus, dass die Imkerei in Sebata nicht weitergeführt werden wird.

In Addis Abeba wird sowohl eine Kooperative als auch eine alleine imkernde junge Frau, Rita, vom Verein unterstützt. Ritas Bienenstand befindet sich auf dem elterlichen Grundstück. Sie imkert mit Erfolg und Begeisterung im Nebenerwerb und ist inzwischen bei der GIZ als Beraterin für Forst/Schwerpunkt Imkerei fest angestellt. Ein sehr schöner Erfolg! Bei der Kooperative sind zwei Frauen aktiv, Elsa und Sisay. Der Standort wurde bei der Leserreise des Bienenjournals besucht. Der schlechte Zustand der Bienen hat Anfang des Jahres zu zahlreichen Diskussionen zwischen den Vereinsmitgliedern, dem Vorstand und dem in Äthiopien vor Ort arbeitenden Jürgen Greiling gesorgt. Dies hat u.a. bewirkt, dass die Standorte jetzt umfassend evaluiert wurden und den Frauen stärkere Unterstützung bei der praktischen Imkerei angeboten werden soll. Elsa und Sisay haben inzwischen wieder vier starke Völker. Auch sie bauen zusätzlich Gemüse auf dem Bienenstand an. Es war für dieses Jahr geplant, Elsa nach Deutschland einzuladen, damit sie hier praktische Erfahrung in der Imkerei sammeln kann. Leider ist es uns nicht gelungen, dass Elsa ein Visum ausgestellt werden konnte. Wir möchten dies im kommenden Jahr erneut versuchen und können dann hoffentlich unsere gesammelten Erfahrungen erfolgreich einbringen.

Die Entwicklungen zeigen, dass einige Frauen weiterhin auf die Bienenhaltung bauen. Wir wollen jetzt überlegen, wie wir die Frauen in Zukunft noch besser unterstützen können. Falls Sie Anregungen haben, wie dies gelingen kann, freuen wir uns über Ihre Nachricht bzw. Mitarbeit im Verein!