Rundbrief 7

1. Oktober 2017

Die Patenschaften – Imker für Imker in Äthiopien

Liebe Vereinsmitglieder, Interessenten und Förderer,
Sie wollten gern über unser Projekt informiert werden – hier also das Neueste:
In Äthiopien ist die Regenzeit nun vorbei und der Frühling kehrt zurück. Auch unsere Imkerinnen sind daher aktiv. Ende Juni fand das zweite Treffen der jungen Frauen in Addis Abeba statt. Unsere Imkerinnen können so die Kommunikation untereinander stärken und sich zum Erfahrungsaustausch vernetzen. Die einzelnen Gruppen und auch die allein arbeitenden Imkerinnen haben noch unterschiedliche Hürden zu meistern. Gerade für die Kooperativen steht noch an, den Weg in wirtschaftliche Unternehmen einzuschlagen. Daher beginnt ein Business- Training an dem die Gruppen, Bahir Dar, Nekempte, Sebata, Dilla und Addis Abeba und auch die einzeln arbeitenden Imkerinnen teilnehmen. Das vermittelte Basiswissen soll sie in die Lage versetzen, einen eschäftsplan zu schreiben, was die Gruppe in Nekempte schon getan hat.

Nekempte: Spenden für Tischlereigeräte

Nekempte liegt 300 km westlich der Hauptstadt Addis Abeba. Dort arbeiten Fatuma Yesuf, Obse Misganu und Ebse Hika Fida als Kooperative. Ihre 10 Zanderbeuten stehen auf einem selbst eingezäunten 2000 m2 großen Grundstück mit vielen Eukalyptusbäumen. Dem engen Kontakt mit dem Paten von Ebse, Erich Töpfer, verdankten die Frauen im Dezember ein persönliches Training durch den Tischlermeister Erich und seine Frau Bettina Töpfer. Wie wir bereits im letzten Rundbrief berichteten, lernten die Imkerinnen Bienenbeuten zu bauen und erhielten die ersten Werkzeuge an die Hand, um auch in Zukunft weiterzubauen. Die anschließend produzierten Rähmchen entsprachen noch nicht der gewünschten Qualität, worauf die Imkerinnen an einer weiteren Weiterbildung in einem Tischlerei-Ausbildungszentrum in West-Äthiopien teilnahmen. Dr. Hermann Kruse, der dort seit Jahrzehnten als Tischlermeister und passionierter Bäume-Pflanzer tätig ist, kümmert sich auch um Holzbeschaffung für die Gruppe. Er fertigt nun die Einzelteile vor und verkauft sie preisgünstig an die Frauen. So können diese die Beuten unter den derzeitigen recht einfachen Bedingungen vor Ort komplettieren und vertreiben. Eine Zarge, Unterteil und Deckel haben sie zum letzten Treffen der Imkerinnen nach Addis Abeba mitgebracht und Dr. Jürgen Greiling hat den ersten Kasten sofort für eine neue Gruppe in Tigrai für 2,500 Äthiopische Birr (ETB) abgekauft.

Das sind umgerechnet ca. 100 €. Weitere Kästen für andere Gruppen sind bestellt. Die Gruppe in Nekempte hat noch mit einigen Problemen zu kämpfen und Imker für Imker um weitere Unterstützung gebeten. Um die Zander-Bienenkästen-Produktion in eigene Hände zu nehmen, benötigen die Frauen noch die entsprechenden Kleinmaschinen. Gebraucht werden eine Kreissäge und eine Hobelmaschine im Wert von rund 600 Euro. Gut wäre außerdem noch ein kleiner Generator, da es vor Ort keinen Stromanschluss gibt. Davon ist erst ein kleiner Teil finanziert – Spendengelder für dieses Projekt sind also sehr willkommen. Wer sich für mehr Details aus der Reise von Erich und Bettina Töpfer interessiert, kann deren Reisebericht lesen.

Aksum: Paten gesucht

Es gibt sechs neue Absolventinnen des ersten Imkerinnen-Trainings an der Universität von Aksum (Tigrai, NordÄthiopien), von denen einige noch einen Paten suchen. Der Trainingskurs in Aksum / Tigrai (der erste an dieser Universität) ist mit gutem Erfolg in diesem Jahr durchgeführt worden. Sechs Teilnehmerinnen haben den Kurs mit überdurchschnittlichem Erfolg abgeschlossen; sie wurden für Patenschaften vorgeschlagen. Vier der jungen Frauen stammen aus dem nördlichen Bundesstaat Tigrai, in welchem sich auch die Aksum-Universität befindet. Zwei der Frauen – Zewdu Zerabruk Nguse und Letay Tesfya Haile – haben sich einer existierenden Kooperative in Shire (dem Standort der landwirtschaftlichen Fakultät der Universität von Aksum) angeschlossen. Tsegabrhan Kudus Abay möchte mit einer existierenden Gruppe in Wukro arbeiten. Abrehet Hailemariam Mhretu möchte in Adigrat (Tigrai – nicht weit von Aksum) eine neue Gruppe eröffnen. Diese neuen Imkerinnen-Gruppen werden dann weiterhin durch die Kollegen an der Universität betreut. Ayal Mohamed Ali und Serkalem Asmare Babil stammen aus dem Bundesstaat Amhara, und möchten mit der Jacaranda-Kooperative in Bahir Dar am Tana See mitarbeiten.

Bahir Dar

Serkie Ademasu und Mastewal Adane, die Frauen der ersten Stunde, haben die Kooperative JACARANDA BKA (Bee Keepers Association) in Bahir Dar vor den Toren der Stadt etabliert. Sie arbeiten sehr fleißig und haben mittlerweile 12 moderne und vier traditionelle Beuten mit Bienenvölkern. Die Bienen stehen auf einem umzäunten Stand, der von einem Nachtwächter bewacht wird. In einer Schutzhütte befindet sich die Ausrüstung.
Serkie und Mastewal haben im Mai 10 Kilogramm Honig von zwei Völkern vorzeitig geerntet und haben ihn für 80 ETB pro Kilo auf lokalen Märkten verkauft. Sie hatten Probleme mit Termiten und Ameisen und mussten daher früher ernten. Zur Problemlösung haben sie die Ständer der Beuten mit einem Ring aus Fett bestrichen. Im Juni wurden weitere 25 kg Honig geerntet und für 60 ETB/kg verkauft. Die nächste Ernte wird im Frühling (September) erwartet. Sie haben außerdem einjährige Blütenpflanzen wie Raps und andere Kohlsorten als Bienenfutter kultiviert und Moringa-Bäume gepflanzt. Der Vater von Mastewal hilft der Gruppe und vertreibt die Affen und macht einfache, mit Gras gedeckte Unterstände unter denen die ZANDER – Magazinbeuten platziert sind. Nach einem Training machen sie außerdem traditionelle Beuten aus Bambus und Lehm. Sie waren an einer Schulung von 120 Frauen aus der Umgebung in moderner Bienenhaltung beteiligt und betreuen diese weiterhin. Der Verdienst aus dieser Arbeit ist Teil ihres Geschäftsmodells.

Sebata

Abebech Mideksa und Mulu Soboka arbeiten als eingetragene Produzentinnen-Gruppe in Sebata, sie sind in eine Baumschule integriert. Dort haben sie ein einfaches Bienenhaus errichtet, für welches die Gemeinde Material bereit gestellt hat, und sie können einen Raum in einem soliden Gebäude für die Lagerung der Ausrüstung und zum Schleudern benutzen. Die Koordinationsprobleme in der Kooperative sind gelöst und etwa 20 kg Honig wurden bei der ersten Ernte produziert, etwa die Hälfte wurde zu einem Premium-Preis innerhalb der deutschen Gemeinde verkauft. Aufgrund von Managementfehlern (Beute zu groß, Volk zu klein, Flugloch zu weit) kam es zu einem Problem mit Wachmotten-Befall, wodurch drei Bienenstöcke zerstört wurden. Daraufhin war fachkundige Beratung durch Herrn Eberhard Weisser und Dr. Juergen Greiling nötig. Ihrer Einschätzung nach wurden die Bienenstöcke zu selten und ungenügend kontrolliert. Mit Hilfe von Haile Solomon, einem Mitglied der Addis Abeba- Gruppe, wurden die Bienenstöcke nach der Inspektion gereinigt und umgestaltet. Das beinhaltete auch die Größe vom Einflugloch geschwächter Bienenvölker zu verringern, infiziertes Wachs wurde eingeschmolzen, die Beuten gereinigt und neue Mittelwände hergestellt. Den Bienenstöcken geht es gut, aber die Ernte im äthiopischen Frühling, im September, wird
deutlich geringer ausfallen

Addis Abeba (Koordination unter Mitwirkung von Elsa Tassie und Tabitha John)

Die Addis-Abeba-Gruppe erhielt nach endlosem Warten Land zugewiesen. Nach Beginn der Konstruktion des Lagergebäudes teilte eine übergeordnete Behörde mit, dass diese Landzuweisung nicht rechtens war. Zwischendurch setzte die Regenzeit ein und alle Feldaktivitäten kamen zum Erliegen. Die Gruppe wartet weiter auf eine Entscheidung, sämtliche Ausrüstung wird weiterhin in Dr. Greilings Haus gelagert. Folgen der Dürre in Ostäthiopien Die Mitglieder der Nekempte- und Sebata-Gruppen und Ato Abate Geremew (Jungimker aus Assela), die sämtlich Oromiffa sprechen, waren als Trainer der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in einem Vorhaben in Ostäthiopien eingesetzt, das die Folgen der aktuellen mildern soll. Hierbei werden Haushalte in Bienenhaltung zur Schaffung von Einkommen ausgebildet. Dieser Einsatz – der mit einem Beratungshonorar vergütet wurde – ist ein gutes Beispiel für die Vision, die wir in unserem Projekt haben: Unsere Jungimkerinnen sollen das Wissen aus ihrer Ausbildung weitergeben – und damit Einkommen schaffen.

Aussicht auf das nächste Rundschreiben

Über weitere kleine Gruppen, Einzelpersonen und die Zusammenarbeit mit dem Freundeskreis der Alfredeburger und deren Unterstützung berichten wir im nächsten Rundschreiben.

Termine

Zur diesjährigen Imkerreise (Januar 2017) gibt es derzeit sieben Interessent*innen.
Sollte noch Interesse bestehen, melden Sie sich bitte bei uns, um weitere Details zu besprechen.

An dieser Stelle möchten wir allen Spendern unseren herzlichen Dank aussprechen. Unser Dankeschön geht an die Spender vom Verein Imker für Imker in Äthiopien, den Deutschen Bauernverlag, an den Freundeskreis der Altfredeburger und den Ethiopian Apiculture Board (EAB).

Wir freuen uns über Ihr Interesse!

Mit freundlichen Grüßen,

Michaela Kitschke & Silke Beckedorf
Tel.: +49 (30) 95598954 |info@imker-fuer-imker.de